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unterwegs mit Chris

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Ges­tern war Chris­toph zu Besuch bei mir in der Kli­nik. Das war natür­lich sehr cool und eine will­kom­me­ne Abwechs­lung am sonst zuwei­len lang­wei­li­gen Wochen­en­de. Außer­dem hat er mir noch eini­ge Sachen von zuhau­se mit­ge­bracht, an die ich bei aller Eile des Kof­fer­pa­ckens nicht gedacht hatte.

Nach­dem wir also gemein­sam in der Kli­nik zu Mit­tag geges­sen hat­ten, haben wir uns bei super-Son­nen­schein auf­ge­macht in die Wein­ber­ge. Naja, eigent­lich woll­ten wir ja nicht in die Wein­ber­ge, son­dern zum ehe­ma­li­gen Regie­rungs­bun­ker. Den woll­ten wir uns anschau­en und auf dem Weg dort­hin noch ein, zwei Geo­Caches suchen.

Nach etwa zwan­zig Minu­ten berg­auf (keuch!) kamen wir dann an — am ehe­ma­li­gen “Aus­weichsitz der Ver­fas­sungs­or­ga­ne der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land”. Eine Fas­sa­de aus Beton, Beton, Beton und Stahl — sehr eigen­tüm­lich in der ansons­ten grü­nen Umge­bung des Wal­des — fällt den Besu­chern des Muse­ums Regie­rungs­bun­ker sofort ins Auge. Um 14.30 Uhr konn­ten wir an einer Füh­rung durch den Bun­ker teil­neh­men. Die War­te­zeit haben wir uns mit einem küh­len Getränk und einem klei­nen Abste­cher in Rich­tung “Bun­ker­cache” verkürzt.

BU3Am Bun­ker war viel los, so dass sich vor und hin­ter uns etli­che ande­re Grup­pen befan­den, die sich das Bau­werk auch anschau­en wollten.
Es war schon sehr unheim­lich, durch die vie­len Stahl­tü­ren und ‑tore zu gehen und in die­ser tun­nel­ar­ti­gen Röh­re immer wei­ter in das Inne­re des Bergs vorzudringen.

BU2Die Geschich­te des Bau­werks ist recht inter­es­sant: Um 1914 begann man mit dem Tun­nel­bau für eine stra­te­gi­sche Eisen­bahn­li­nie vom Ruh­ge­biet nach Loth­rin­gen. Die­se Eisen­bahn­li­nie wur­de aber nie fer­tig­ge­stellt, und so wur­de der Tun­nel, der zwi­schen Ahr­wei­ler und Der­n­au etli­che Kilo­me­ter durch den Berg ver­lief, ander­wei­tig genutzt. Zur Zeit des zwei­ten Welt­kriegs bei­spiels­wei­se als Pro­duk­ti­ons­stät­te für Waf­fen. Auch KZ-Häft­lin­ge muss­ten hier arbeiten.

Nach dem Krieg wur­den dann die Ein­gän­ge sowie eini­ge Tei­le des Tun­nels von den fan­zö­si­schen Streit­kräf­ten gesprengt — halb­her­zig und ohne gro­ßen Scha­den anzu­rich­ten, wie sich spä­ter her­aus­stel­len sollte.

BU1 BU5In den 50er Jah­ren schon wur­de mit den Pla­nun­gen und Über­le­gun­gen für den Bau einer sol­chen Anla­ge begon­nen. Alles natür­lich: “Streng geheim!” In den 60er Jah­ren begann dann der eigent­li­che Aus­bau. Der dau­ert bis 1970. Es ent­steht ein unter­ir­di­sches Bau­werk mit vie­len Gän­gen, Schäch­ten und Ver­bin­dun­gen, die eine Gesamt­län­ge von ca. 17 km haben. In man­chen Berei­chen ist der Bau sogar zwei­ge­schos­sig: im unte­ren Bereich sind Büros und Räu­me mit offi­zi­el­len Funk­tio­nen, im obe­ren Stock­werk lie­gen Schlaf­räu­me und Sani­tä­re Anla­gen der “Tun­nel­be­woh­ner”.

BU4Nach dem Ende des “Kal­ten Krie­ges” fiel in den 90er Jah­ren der Ent­schluss, die Bun­ker­an­la­ge im Ahrtal still­zu­le­gen. Sämt­li­che Ein­rich­tun­gen und Aus­bau­ten soll­ten schritt­wei­se zurück­ge­baut wer­den. Mit die­sem Unter­neh­men wur­de 2001 begon­nen. Nach fünf Jah­ren war der größ­te Teil die­ses beein­dru­cken­den Bau­werks ver­schwun­den — sogar die Far­be wur­de von einer Fir­ma mit Spe­zi­al­ge­rät von den Tun­nel­wän­den entfernt!

Am 1. März 2008 öff­ne­te das Muse­um sei­ne Pfor­ten. Nur ein klei­ner Teil der Anla­ge (etwa 400 m) ist vom Rück­bau ver­schont geblie­ben; in ihm wur­den Räu­me und Büros ein­ge­rich­tet (mit Inven­tar aus dem alten Bun­ker), die heu­te als Muse­um dienen.

Mehr Infos über den “Aus­weichsitz” fin­det ihr auf die­ser Web­sei­te.
Lei­der ist das Foto­gra­fie­ren in der Anla­ge nicht erlaubt. Dar­um stel­le ich hier eini­ge Bil­der ein, die eben­falls von o.g. Web­sei­te stammen.

Ach­so: Natür­lich ging unse­re Wan­de­rung dann noch wei­ter! Nach dem Bun­ker kamen die Caches, die wir nach kur­zer Suche (oder ganz ohne Suche!) auf­stö­bern konn­ten. Dann noch einen lecke­ren Kaf­fee auf dem Markt in Ahr­wei­ler getrun­ken — was will man mehr? Ein per­fek­ter Samstagnachmittag.

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