blauelakritze

Gabi's weblog

21. April 2012
von Gabi.
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quer geflötet

flu2Eigent­lich… also: Eigent­lich woll­te ich die­sen Bei­trag ja schon laaaan­ge geschrie­ben haben!
Eigent­lich soll­te er direkt nach mei­nem Bericht aus der “Muziek­cen­tra­le” kom­men… aber dann gab’s erst ein­mal eine ziem­lich lan­ge Sen­de­pau­se hier in mei­nem Blog…
Nun bin ich schon seit mehr als einem Jahr stol­ze und begeis­ter­te Besit­ze­rin einer neu­en Quer­flö­te. Mei­ne alte Flö­te, die ich vflu6or etwa 25 Jah­ren (…ich weiß es ehr­lich gesagt nicht mehr so ganz genau!) bekom­men habe, ist doch schon sehr in die Jah­re gekom­men. Natür­lich wur­de sie im Lau­fe ihres lan­gen Flö­ten­le­bens mehr­fach in der Werk­statt eines kun­di­gen Instru­men­ten­bau­ers über­holt und gewar­tet. Aber nach einem Vier­tel­jahr­hun­dert nagt eben auch der Zahn der Zeit an der fei­nen Mecha­nik der Querflöte.
Seit eini­ger Zeit spie­le ich wie­der regel­mä­ßig — nicht zuletzt, seit ich das Ensem­ble “flö­tis­si­mo!” für mich ent­deckt habe, in dem ich jetzt jede Woche flö­te. Eine neue Quer­flö­te zu kau­fen wäre mir ja noch vor drei, vier Jah­ren nie­mals in den Sinn gekom­men. Aber vor einem Jahr dann habe ich den Gedan­ken “Och, eine neue Flö­te wäre bestimmt auch rich­tig toll!” dann in die Tat umgesetzt.

Mei­ne alte Flö­te war ein Instru­ment von Pearl, einem japa­ni­schen Her­stel­ler. Damals — also als ich mich in der Hoch-Zeit mei­ner Flö­ten­küns­te befand — war das schon eine gute und nicht ganz “bil­li­ge” Wahl für ein Schü­ler­instu­ment. Und auch heu­te bie­tet Pearl sehr gute Flö­ten für jeden Geschmack (und für fast jeden Geld­beu­tel) an. So war ich eigent­lich sicher, dass auch mei­ne neue Flö­te eine von Pearl sein sollte.
Nun ja, da wur­de ich spä­tes­tens im “Euro­pean Flu­te Cent­re” von Adams eines bes­se­ren belehrt. Dass es vie­le Instru­men­te zum Aus­pro­bie­ren gab, habe ich euch ja schon erzählt. Damals war die Ent­schei­dung gar nicht so ein­fach — aber heu­te weiß ich, dass es abso­lut rich­tig war und ich mich für die idea­le Quer­flö­te ent­schie­den habe.

Sonare_logo“Sona­ré” — die­sen Namen kann­te ich ehr­lich gesagt bis zu die­sem Zeit­punkt gar nicht. Im Inter­net habe ich mich dann erst­mal schlau gemacht: Sona­ré ist qua­si ein Able­ger der ame­ri­ka­ni­schen Edel­flö­ten­ma­nu­fak­tur Ver­ne Q. Powell — aller­dings mit für “serious inter­me­dia­te flu­tists” erschwing­li­chen Preisen.
flu4So kommt “mei­ne Neue” also zu einem voll­sil­ber­nen Kopf­stück aus der Powell-Signa­tu­re-Rei­he. Der “Rest” ist dann “made in USA” und von Sona­ré. Aber nun genug der Fachsimpelei.
Nach­dem ich also im bereits aus­führ­lich beschrie­be­nen Musik­ge­schäft etwas mehr als (m)ein Monats­ge­halt gelas­sen hat­te, durf­te ich die Quer­flö­te dann mein Eigen nennen.
Schnell ist mir klar gewor­den, dass die­ses Instru­ment wirk­lich sein Geld wert ist: die Töne spre­chen klar und kräf­tig an, die Mecha­nik “läuft” und ist feder­leicht im Spiel. Der kräf­ti­ge aber kei­nes­falls zu har­te Klang der Flö­te ist echt ein Traum!
Natür­lich liegt es auch an der Kon­di­ti­on und der guten Übung des Flö­tis­ten — aber selbst nach lan­ger, lan­ger Übungs­pau­se gelingt es mir, wirk­lich schö­ne und run­de Töne in (fast!) allen Ton­la­gen zu spielen.
flu1Im Gegen­satz zu mei­ner alten Pearl-Flö­te hat mei­ne neue Flö­te Ring­klap­pen. Das bedeu­tet, dass die Klap­pen, auf denen Fin­ger ruhen (ja klar, es gibt auch Klap­pen, auf denen kein Fin­ger ruht) mit einem Loch ver­se­hen sind. Drückt man die Klap­pe, so dich­tet der ent­spre­chen­de Fin­ger das Loch ab und der Ton erklingt. Ein­fach gesagt — aber in der Pra­xis gar nicht so leicht! 25 Jah­re hat­te ich mit geschlos­se­nen Klap­pen musi­ziert — und jetzt das! Oft pas­siert es näm­lich, dass die Fin­ger­kup­pe doch nicht opti­mal (=dicht!) auf der Klap­pe liegt — und dann gibt’s eher einen “Heu­ler” als einen ange­neh­men Ton, weil die Luft doch noch durch die kleins­ten Rit­zen entweicht.

Glück­li­cher­wei­se gibt es aber die­se win­zi­gen und über­aus nütz­li­chen Sili­kon­stop­fen, die die Ring­klap­pen ver­schlie­ßen! Die habe ich anfangs immer rein­ge­tan und nach und nach her­aus­ge­holt, so dass erst ein Fin­ger, dann zwei, dann drei die offe­nen Klap­pen ordent­lich abde­cken. Mitt­ler­wei­le gelingt mir das ganz gut — nur beim lin­ken Ring­fin­ger gibt’s oft noch Ärger… naja, war­um habe ich auch so kur­ze Finger?
h_fussMei­ne Flö­te hat kei­nen h‑Fuß. Vie­le Flö­ten­mo­del­le haben dies jedoch zur Aus­wahl. H‑Fuß bedeu­tet, dass das Flö­ten­rohr etwas län­ger ist, mehr Klap­pen hat und man anstatt “nur” bis zum c1 dann noch tie­fer zum h1 kommt. Auf der Gra­fik seht ihr, wie solch ein ver­län­ger­tes End­stück der Flö­te aussieht.

VQP

Falls ihr Lust habt, euch mal auf der wun­der­schö­nen Web­sei­te von Powell-Sona­ré umzuschauen:
Der Link ver­birgt sich hin­ter der Gra­fik. Es erklingt übri­gens auch tol­le Flötenmusik!

21. April 2012
von Gabi.
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alter Kram! — 1.0

logo_flm1Zuge­ge­ben — es ist schon eine gan­ze Wei­le her, dass ich mit einer Freun­din im Frei­licht­mu­se­um Neu­hau­sen (ob Eck) war. Genau gesagt schon gut und ger­ne acht Monate.
Aber ich möch­te hier ger­ne noch ein paar Gedan­ken und Ein­drü­cke auf­schrei­ben, die mich doch bewegt haben damals.
Außer­dem habe ich eini­ge schö­ne Fotos gemacht, die ich euch ja nicht vor­ent­hal­ten möch­te! :o)

So ein Frei­licht­mu­se­um ist eben so, wie ein Frei­licht­mu­se­um so ist: Jede Men­ge alte Häu­ser und Höfe mit jeder Men­ge alter Sachen drin. Und viel schö­ne Natur drum­her­um. So ist es auch in Neuhausen.
Hört sich viel­leicht lang­wei­lig an, isses aber gar nicht!
Zuge­ge­ben — ich schaue mir sehr gern sol­che alten Häu­ser an. Ich fin­de, sie haben immer viel zu erzäh­len. Ich tau­che dann mit ihren Geschich­ten in eine ande­re Welt ein — eine Welt ohne Strom und flie­ßen­des Was­ser, ohne Han­dy, Lap­top oder Play­Sta­ti­on. Eine “ein­fa­che” Welt viel­leicht — aber im Grun­de doch eher eine Welt vol­ler Mühen und Arbeit und Entbehrungen.

 

Die­se alten Häu­ser inspi­rie­ren mich dann, mir vor­zu­stel­len wie ich zurecht­kom­men wür­de, wäre ich plötz­lich in die­se ver­gan­ge­ne Wkammerelt zurück­ver­setzt.
Mei­ne geräu­mi­ge Sin­gle-Woh­nung wür­de ich ein­tau­schen gegen eine Schlaf­stel­le im zugi­gen Mehr­bett­zim­mer. Nix mit eige­nem Bade­zim­mer, kusche­li­gem Bett, prak­ti­scher Ein­bau­kü­che oder gar Privatsphäre!

fangdiemaus

 

Und neben mei­nen mensch­li­chen Mit­be­woh­nern gäbe es ganz bestimmt noch eini­ge ande­re (…und weni­ger erwünsch­te) Unter­mie­ter in mei­ner Kammer…

 
Schnell wird klar, wie selbst­ver­ständ­lich ich heut­zu­ta­ge die Annehm­lich­kei­ten des “moder­nen Lebens” sehe. Aber ist modern denn immer auch bes­ser? Nun gut: Sau­be­res Was­ser aus der Lei­tung, Strom aus der Steck­do­se und ein funk­tio­nie­ren­des WC in erreich­ba­rer Nähe — das sind kei­ne Errun­gen­schaf­ten, deren Sinn mann in Zwei­fel stel­len kann. Aber wie­viel Luxus braucht der Mensch? Und: Kann es nicht auch Luxus sein, mit Weni­ger auszukommen?

einkaufenIch fra­ge mich beim Anblick die­ser alten Sachen immer: “Was brau­che ich eigent­lich wirk­lich? Und was von all­dem, was ich da in mei­ner Woh­nung hor­te, ist wirk­lich not­wen­dig?”
Manch­mal wün­sche ich mir ein “ein­fa­ches” Leben — irgend­wo in der Natur, in einem klei­nen Häus­chen mit Gar­ten und alten Bäu­men drum­rum. Mit wenig Schnick­schnack und wenig Kram. Aber ziem­lich schnell wird mir auch klar: Das wür­de ich ohne ein Mini­mum an “tech­ni­schen Errun­gen­schaf­ten” gar nicht lan­ge aus­hal­ten. Ver­mu­te ich zumin­dest — denn aus­pro­biert habe ich es noch nie.

 

hierriechtsNach drei, vier Stun­den bin ich dann wie­der auf­ge­taucht aus mei­nen Nost­al­gie-Gedan­ken. Ange­kom­men beim Muse­ums-Aus­gang, der mich in null-kom­ma-nix wie­der in die Gegen­wart beför­dert hat. Zurück zu Han­dy, Digi­cam und kli­ma­ti­sier­tem PKW.
“Ein schö­ner Nach­mit­tag!”, da sind wir uns einig. Aber auch schön-nach­denk­lich, schön-inter­es­sant und schön-im-Grünen.

22. Mai 2011
von Gabi.
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unterwegs mit Chris

Ges­tern war Chris­toph zu Besuch bei mir in der Kli­nik. Das war natür­lich sehr cool und eine will­kom­me­ne Abwechs­lung am sonst zuwei­len lang­wei­li­gen Wochen­en­de. Außer­dem hat er mir noch eini­ge Sachen von zuhau­se mit­ge­bracht, an die ich bei aller Eile des Kof­fer­pa­ckens nicht gedacht hatte.

Nach­dem wir also gemein­sam in der Kli­nik zu Mit­tag geges­sen hat­ten, haben wir uns bei super-Son­nen­schein auf­ge­macht in die Wein­ber­ge. Naja, eigent­lich woll­ten wir ja nicht in die Wein­ber­ge, son­dern zum ehe­ma­li­gen Regie­rungs­bun­ker. Den woll­ten wir uns anschau­en und auf dem Weg dort­hin noch ein, zwei Geo­Caches suchen.

Nach etwa zwan­zig Minu­ten berg­auf (keuch!) kamen wir dann an — am ehe­ma­li­gen “Aus­weichsitz der Ver­fas­sungs­or­ga­ne der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land”. Eine Fas­sa­de aus Beton, Beton, Beton und Stahl — sehr eigen­tüm­lich in der ansons­ten grü­nen Umge­bung des Wal­des — fällt den Besu­chern des Muse­ums Regie­rungs­bun­ker sofort ins Auge. Um 14.30 Uhr konn­ten wir an einer Füh­rung durch den Bun­ker teil­neh­men. Die War­te­zeit haben wir uns mit einem küh­len Getränk und einem klei­nen Abste­cher in Rich­tung “Bun­ker­cache” verkürzt.

BU3Am Bun­ker war viel los, so dass sich vor und hin­ter uns etli­che ande­re Grup­pen befan­den, die sich das Bau­werk auch anschau­en wollten.
Es war schon sehr unheim­lich, durch die vie­len Stahl­tü­ren und ‑tore zu gehen und in die­ser tun­nel­ar­ti­gen Röh­re immer wei­ter in das Inne­re des Bergs vorzudringen.

BU2Die Geschich­te des Bau­werks ist recht inter­es­sant: Um 1914 begann man mit dem Tun­nel­bau für eine stra­te­gi­sche Eisen­bahn­li­nie vom Ruh­ge­biet nach Loth­rin­gen. Die­se Eisen­bahn­li­nie wur­de aber nie fer­tig­ge­stellt, und so wur­de der Tun­nel, der zwi­schen Ahr­wei­ler und Der­n­au etli­che Kilo­me­ter durch den Berg ver­lief, ander­wei­tig genutzt. Zur Zeit des zwei­ten Welt­kriegs bei­spiels­wei­se als Pro­duk­ti­ons­stät­te für Waf­fen. Auch KZ-Häft­lin­ge muss­ten hier arbeiten.

Nach dem Krieg wur­den dann die Ein­gän­ge sowie eini­ge Tei­le des Tun­nels von den fan­zö­si­schen Streit­kräf­ten gesprengt — halb­her­zig und ohne gro­ßen Scha­den anzu­rich­ten, wie sich spä­ter her­aus­stel­len sollte.

BU1 BU5In den 50er Jah­ren schon wur­de mit den Pla­nun­gen und Über­le­gun­gen für den Bau einer sol­chen Anla­ge begon­nen. Alles natür­lich: “Streng geheim!” In den 60er Jah­ren begann dann der eigent­li­che Aus­bau. Der dau­ert bis 1970. Es ent­steht ein unter­ir­di­sches Bau­werk mit vie­len Gän­gen, Schäch­ten und Ver­bin­dun­gen, die eine Gesamt­län­ge von ca. 17 km haben. In man­chen Berei­chen ist der Bau sogar zwei­ge­schos­sig: im unte­ren Bereich sind Büros und Räu­me mit offi­zi­el­len Funk­tio­nen, im obe­ren Stock­werk lie­gen Schlaf­räu­me und Sani­tä­re Anla­gen der “Tun­nel­be­woh­ner”.

BU4Nach dem Ende des “Kal­ten Krie­ges” fiel in den 90er Jah­ren der Ent­schluss, die Bun­ker­an­la­ge im Ahrtal still­zu­le­gen. Sämt­li­che Ein­rich­tun­gen und Aus­bau­ten soll­ten schritt­wei­se zurück­ge­baut wer­den. Mit die­sem Unter­neh­men wur­de 2001 begon­nen. Nach fünf Jah­ren war der größ­te Teil die­ses beein­dru­cken­den Bau­werks ver­schwun­den — sogar die Far­be wur­de von einer Fir­ma mit Spe­zi­al­ge­rät von den Tun­nel­wän­den entfernt!

Am 1. März 2008 öff­ne­te das Muse­um sei­ne Pfor­ten. Nur ein klei­ner Teil der Anla­ge (etwa 400 m) ist vom Rück­bau ver­schont geblie­ben; in ihm wur­den Räu­me und Büros ein­ge­rich­tet (mit Inven­tar aus dem alten Bun­ker), die heu­te als Muse­um dienen.

Mehr Infos über den “Aus­weichsitz” fin­det ihr auf die­ser Web­sei­te.
Lei­der ist das Foto­gra­fie­ren in der Anla­ge nicht erlaubt. Dar­um stel­le ich hier eini­ge Bil­der ein, die eben­falls von o.g. Web­sei­te stammen.

Ach­so: Natür­lich ging unse­re Wan­de­rung dann noch wei­ter! Nach dem Bun­ker kamen die Caches, die wir nach kur­zer Suche (oder ganz ohne Suche!) auf­stö­bern konn­ten. Dann noch einen lecke­ren Kaf­fee auf dem Markt in Ahr­wei­ler getrun­ken — was will man mehr? Ein per­fek­ter Samstagnachmittag.

14. März 2011
von Gabi.
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Veerse Meer

vee2 vee1 vee4Heu­te bin ich ein wenig durch die Gegend gedüst. Zuerst zu Fuß — eine klei­ne Strandwanderung.

Dann mit dem Auto in Rich­tung Veer­se Meer.
Zwi­schen­sta­ti­on mei­ner Tour war dann der Fähr­an­le­ger nahe Kam­per­land, wo natür­lich zu die­ser Jah­res­zeit nix los war. Dafür ein schö­ner Blick auf das Städ­chen Vee­re am gegen­über­lie­gen­den Ufer.

vee7 vee5 vee3Auf der Rück­fahrt habe ich dann nicht die Natio­nal­stra­ße über den Damm genutzt, son­dern eine klei­ne Par­al­lel­stra­ße. Das ermög­lich­te mir, auch mal anzu­hal­ten, um die Gegend zu erkun­den und eine der Brü­cken zu nut­zen, um einen Blick auf die “rich­ti­ge” Nord­see zu werfen.

13. März 2011
von Gabi.
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…mal wieder Oostkapelle

Ja — es ist mal wie­der so weit: Eine Woche Aus­span­nen in Oost­ka­pel­le in Zeeland!
Wenn ihr fleis­si­ge Blog-Lese­rIn­nen seid, kennt ihr die­sen wun­der­schö­nen Ort an der nie­der­län­di­schen Nord­see ja schon aus eini­gen mei­ner vor­he­ri­gen Beiträge.
Grad’ im Moment bin ich nicht so blog-eif­rig und schrei­be nur sel­ten — aber ich will euch ein paar Fotos und Ein­drü­cke aus mei­nem Urlaub nicht vorenthalten.

Da es uns in unse­rer ange­stamm­ten Strand­bu­de, dem “Piraat” im Moment nicht wirk­lich behagt (…es stinkt nach Lack, Far­be und komi­schem Holz­schutz­mit­tel) haben wir uns mal (pro­be­wei­se!) im “West­kap” ein­ge­nis­tet… ist zwar ein wenig zu ele­gant für mei­nen Geschmack, aber der Aus­blick, der Apfel­stru­del und der Cho­co­chi­no sind wirk­lich klasse!

Außer­dem ist es beim “West­kap” nicht so san­dig wie beim Piraat… und man kann (wenn man will!) mit dem Auto bis vor die Tür fah­ren!

8. März 2011
von Gabi.
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abgebaggert

Am Diens­tag­abend juckt es mich irgend­wie in den Fin­gern — ich will noch etwas unter­neh­men, nach­dem ich den Nach­mit­tag mit einem aus­gie­bi­gen Spa­zier­gang ver­bracht habe.

Kur­zer­hand ent­schlie­ße ich mich, zum “Braun­koh­le­loch” zu fah­ren: der Tage­bau Garz­wei­ler II ist nur weni­ge Kilo­me­ter von Oden­kir­chen entfernt.
Ich kur­ve durch Sas­se­r­ath, Hack­hausen und Hoch­neu­kirch und ste­he, nach­dem die klei­ne Stra­ße die A 46 über­quert, plötz­lich vor dem Rie­sen­braun­koh­le­loch… “Ging es hier frü­her nicht nach Holz?” fra­ge ich mich — ver­wer­fe den Gedan­ken aber wie­der ange­sichts der von klei­nen Hügeln und mäch­ti­gen Fur­chen gepräg­ten Mond­land­schaft, die mich umgibt. Die Stra­ße endet abrupt. Nach einer schar­fen Links­kur­ve führt der Weg wei­ter — immer ent­lang am Tagebaurand.

Erst ein­mal par­ke ich mein Auto. Ich schläng­le mich an der Absper­rung vor­bei (…die nie­man­den ernst­haft auf­zu­hal­ten ver­mag, der wirk­lich vor­bei will) und erklim­me einen der klei­nen, von Bull­do­zern auf­ge­schüt­te­ten Hügel. Es bie­tet sich ein bizar­res Pan­ora­ma. Das sanf­te Licht der Abend­son­ne erleuch­tet den Tage­bau. Schein­bar nur weni­ge Meter ent­fernt von mir (tat­säch­lich wer­den es schon so 100 Meter sein) ragt ein rie­si­ger Bag­ger aus dem Nichts her­vor. Ein unwirk­li­ches aber ste­ti­ges Rau­schen und Sum­men liegt in der Luft. Ich bin irri­tiert — aber klar: Bag­ger, Schau­fel­rä­der, För­der­bän­der… alles ist in Betrieb und läuft und lärmt vor sich hin. Das Loch ist rie­sig, die Maschi­nen und Fahr­zeu­ge (mal abge­se­hen von den Braun­koh­le­bag­gern, die auch aus der Ent­fer­nung wie Mons­ter­kra­ken aus Stahl aus­se­hen) schei­nen ver­schwin­dend klein und die Geräu­sche drin­gen nur schwach hin­auf zu mir.
Ich schie­ße ein paar Fotos, wäh­rend sich (wie immer an die­sem Ort) in mei­nem Kör­per ein unde­fi­nier­ba­res Gefühl der Beklem­mung breitmacht…

“Hal­lo? Haaa-llooo!” ruft eine Frau in mei­nem Alter mir vom Stra­ßen­rand zu: “Da hin­ten ist eine Aus­sichts­platt­form, da kön­nen sie noch mehr sehen!”
Sprach’s und walk­te stö­cke­klap­pernd wei­ter. Ich gehe die weni­gen Schrit­te zurück zum Auto und fah­re ein kur­zes Stück, bis ich einen nie­gel­na­gel­neu­en Park­platz und eine Art Aus­sichts­ter­ras­se errei­che. Von hier aus ist der Aus­blick wirk­lich noch bes­ser — und noch beklem­men­der und noch gigan­ti­scher. Bis zum Hori­zont erstreckt sich der Tage­bau mit sei­nen Ter­ras­sen, Erd­schich­ten, kilo­me­ter­lan­gen För­der­bän­dern und den rie­si­gen Bag­gern. Auf der west­li­chen Sei­te wird “abge­bag­gert”, wäh­rend im Osten das Tage­bau­loch schon wie­der zuge­schüt­tet wird. Die Wol­ken aus Was­ser­dampf, die aus den Kühl­tür­men des Kraft­werks Frim­mers­dorf empor­stei­gen, wer­den von der sin­ken­den Son­ne in selt­sa­me rosa-Farb­tö­ne getaucht.

Ich fra­ge mich, wie vie­le Ton­nen Erd­reich, also Abraum, man weg­bag­gern muss, um eine Ton­ne Braun­koh­le zu för­dern. Und ich fra­ge mich, wie viel Ener­gie — denn dar­um geht es ja letzt­end­lich — in so einer Ton­ne Braun­koh­le steckt, die da im Kraft­werk ver­feu­ert wird… Gera­de fällt mir ein, dass ich vor vie­len Mona­ten hier in mei­nem Blog ja schon­mal was über die Kraft­wer­ke geschrie­ben habe…

Ja, näm­lich HIER!

Wie ener­gie­hung­rig sind wir, unse­re Städ­te, Büros oder Haus­hal­te — dass man gan­ze Land­stri­che ein­fach abbag­gert, um an die begehr­ten Roh­stof­fe zu gelangen?
Gedan­ken­ver­lo­ren las­se ich mei­nen Blick schwei­fen, wei­ter nach Wes­ten, wo vor nicht all­zu lan­ger Zeit noch die Auto­bahn die Land­schaft zer­teilt hat. Jetzt ist sie — fast spur­los — ver­schwun­den. Und noch etwas fehlt: Ich kann den alten Was­ser­turm von Holz gar nicht ent­de­cken. Ich knei­fe die Augen zusam­men und suche den Hori­zont ab… außer ein paar Wind­rä­dern und Baum­grup­pen nichts zu sehen.
Heu­te erfah­re ich aus dem Inter­net: Der Hol­zer Was­ser­turm wur­de vor knapp sechs Wochen gesprengt… jetzt rücken die Bag­ger vor… Schon komisch, dass auch die­ses weit­hin sicht­ba­re Bau­werk nun aus der Land­schaft ver­schwun­den ist… Genau wie all’ die Häu­ser und Höfe der Ort­schaft Holz, die ein­fach vom Erd­bo­den ver­schwun­den sind…
Bei You­Tube habe ich einen Film ent­deckt, der über den alten Was­ser­turm berich­tet. Und über die Spren­gung am 22. Janu­ar 2011:

Frös­telnd stei­ge ich, nach­dem ich etli­che Minu­ten die Far­ben, For­men und Ein­drü­cke des Tage­baus in mich auf­ge­nom­men habe, wie­der in mein Auto. “Nach Hau­se navi­gie­ren” sagt mein Tom­Tom, ja — das ist ein­fach: immer geradeaus!
Die Son­ne ver­sinkt als leuch­tend roter Ball am Hori­zont. Ich sit­ze im Auto und suche eine Stel­le zum Anhal­ten, damit ich noch ein paar Fotos machen kann. Wirk­lich Minu­ten­sa­che ist es dann, noch ein paar schö­ne Auf­nah­men zu machen, bevor die Son­ne end­gül­tig verschwindet.

23. Februar 2011
von Gabi.
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Muziek, Muziek, Muziekcentrale

Ges­tern war der Tag! Blau­er Him­mel, Son­nen­schein, gute Lau­ne und fast genug Geld auf­’m Kon­to… also nix wie los nach Ittervoort!

Itter­vo­ort ist so unge­fähr da, wo man das Ende der Welt ver­mu­tet — kurz hin­ter der Gren­ze im nie­der­län­di­schen Lim­burg, wo es zwar ziem­lich viel Land­schaft (see­ehr schön!) und ziem­lich vie­le dahin­ra­sen­de LKW gibt, aber wo sonst irgend­wie der Hund begra­ben zu sein scheint.
Nun — was um alles in der Welt zieht mich nach Itter­vo­ort? Ich sag’s euch — das hier:

Adams1Wie der Titel schon sagt: dies ist die “Muziek­cen­tra­le Adams”. Von außen betrach­tet ein eher nüch­ter­ner Gewer­be­bau. Park­plät­ze satt und immer­noch Son­nen­schein. Also nix wie raus aus dem Auto und rein ins Ver­gnü­gen! Naja, ein wenig mul­mig war mir schon, weil ich so gar nicht wuss­te, was mich drin­nen erwartet.

Mit einem lei­sen “Wwww­wusch!” schwingt die elek­tri­sche Ein­gans­tür auf und ich betre­te den “Laden”. Naja, “Laden” ist hier wohl hoff­nungs­los unter­trie­ben! Ein rie­si­ges Gebäu­de mit (min­des­tens) zwei Eta­gen und lus­ti­gen und weni­ger lus­ti­gen Musik­in­stru­men­ten, wohin das Auge blickt! Ein Flö­tis­tin­nen­schla­raf­fen­land! (…übri­gens auch eins für Trom­pe­te­rin­nen, Posau­nis­tin­nen oder Hor­nis­sen… ;o) )
Der Ein­gangs­be­reich (der allein schon drei­mal so groß ist wie mei­ne gesam­te Woh­nung) ist men­schen­leer. Eros Rama­zot­ti singt mir uner­müd­lich aus den Decken­laut­spre­chern ent­ge­gen, wäh­rend ich mich unsi­cher umse­he… nie­mand da?
Hin­ten, in einem gemüt­li­chen Café-Bereich sit­zen zwei Her­ren — und eine Dame, die sich lächelnd auf den Weg zu mir macht.
Nach einer klei­nen inter­na­tio­na­len Begrü­ßung (mit deren Hil­fe wir die zu ver­wen­den­de Spra­che geklärt haben) tra­ge ich mein Anlie­gen vor: Ich möch­te eine neue Quer­flö­te kaufen.
“Ja seehr schöön. Da fin­den sie hier bestimmt was…!” sagt sie mit char­man­tem nie­der­län­di­schen Akzent und zwin­kert mir zu. Sie greift zum Tele­fon. “Da rufe ich mal den Peeee­ter, der ist unser Mann für die Kweerflüiten.”

Peter, der Quer­flö­ten­mann, ist gera­de noch beschäf­tigt. Ich set­ze mich ins Café und zie­he mir bei der “Zelf­be­diening” einen Cho­co­mel. Mhhhm, lecker!

Mit mei­ner knall­gel­ben Kakao­tas­se in der Hand wan­de­re ich durch die gro­ße Halle:Es gibt laAdams4uter klei­ne glä­ser­ne “Zim­mer”, für jede Art von Instru­ment eines (oder gar meh­re­re, wie bei den Quer­flö­ten)! Lan­ge, hel­le Gän­ge ver­bin­den die ein­zel­nen Glas­zim­mer. Man kann also über­all die metal­lisch-glit­zern­den Blech­blas­in­stru­men­te fun­keln sehen. Klar, Flö­ten, Kla­ri­net­ten und Saxo­pho­ne gibt’s auch. Und Pau­ken und aller­hand Schlag­werk! Gro­ße, rie­sen­gro­ße Instru­men­te, deren Namen nicht­mal ich weiß. (Wiki sagt: Susaphon)
Eine Augen- und Ohren­wei­de für jeden Blas­mu­si­ker — hier gibt’s wirk­lich für jedes Tsching­d­erass­as­saaa das pas­sen­de Instrument!

 

Peter kommt und führt mich mit­samt mei­ner Cho­co­mel­tas­se in einen Raum, des­sen Ein­gang mit “Euro­pean Flu­te Cent­re” beschrif­tet ist. Ich kom­me mir etwas depla­ziert vor, was aber beim Anblick all der tol­len (und toll-teu­ren!)Adams2 Instru­men­te schnell ver­geht. Peter checkt ab, was ich mir denn so vor­stel­le (“Kein Modell für 10 000 Euro!”) und bringt mir nach und nach zehn ver­schie­de­ne Flö­ten zum Pro­be­spie­len. Dann macht er die Türen zum Glas­zim­mer zu und lässt mich in Ruhe… Erst mal angu­cken, anfas­sen, rein­pus­ten… Uiiiii! Ich packe die mit­ge­brach­ten Noten aus und begin­ne mit Tele­mann auf einer Pearl-Flö­te. Gut, dass die Kabi­nen recht schall­dicht sind… hab ich die­sen Tele­mann doch offen­sicht­lich sehr lan­ge nicht geübt.…
Adams3Als nächs­te ist eine auf­ge­motz­te Flö­te mit tau­send Gra­vu­ren und gol­de­nem Mund­stück dran — naja, über­zeugt mich nicht… und ist auch irgend­wie etwas prot­zig. Nach der drit­ten Flö­te wer­de ich kon­fus — wel­che hat­te ich schon, wel­che noch nicht? Ich erfin­de ein Sys­tem (Kopf­stück rechts- oder links­rum) für Instru­men­te, die noch drin sind oder schon aus­ge­schie­den. Und eine inter­ne Rang­lis­te der Flö­ten auf dem gewell­ten Ablagegestell…
Ich bin schon bei den ers­ten Ver­su­chen total erstaunt, welch einen Unter­schied ich zu mei­ner alten Flö­te bemer­ke: Die neu­en Instru­men­te spre­chen viel leich­ter an, der Klang ist fül­lig, die ganz hohen und die ganz tie­fen Töne “kom­men” wie von selbst! Phantastisch!

 

Adams5Ich pro­bie­re bestimmt ein­ein­halb Stun­den die ver­schie­de­nen Flö­ten aus. Eini­ge sor­tie­re ich schnell aus, bei ande­ren dau­ert die Wahl etwas län­ger. Das ist wirk­lich gar nicht so ein­fach! Immer­hin kauft man so ein Instru­ment nicht alle Nase lang!
Schließ­lich lie­gen nur noch zwei Flö­ten mit dem Kopf­stück nach links. Zwei Powell-Sona­ré — die eine voll­stän­dig aus Sil­ber, die ande­re mit Voll­sil­ber-Kopf­stück und ver­sil­ber­tem Flö­ten­rohr. Eine Fra­ge des Gel­des, wie sich an die­se Stel­le zeigt. Ich mache eine klei­ne Cho­co­mel-Pau­se und gehe in mich. Dann spie­le ich noch­mal. Bei­de super. Bei­de toll. Aber die sil­ber­ne… wow, die klingt schon klasse!

Schließ­lich fällt die Ent­schei­dung doch recht schnell (…immer­hin habe ich noch ein neu­es Fahr­rad auf mei­ner Wunsch­lis­te… und will es ja auch nicht über­trei­ben!) und Peter nickt zufrie­den: “Schö­nes Instru­ment. Guter Klang. Auch gute Qua­li­tät. Ja.…”
Wäh­rend mei­ne neue Flö­te noch kurz zur “Inspek­ti­on” in die haus­ei­ge­ne Werk­statt gebracht wird, erle­di­ge ich an der Kas­se die Finan­zen. Zufrie­den und vol­ler Vor­freu­de auf “mei­ne neue” ver­brin­ge ich die War­te­zeit mit einem wei­te­ren Cho­co­mel und betrach­te ein wie zufäl­lig vor­bei­lau­fen­des Kaninchen.

Mit einem lei­sen “Wwwww­wusch!” öff­net sich die Aus­gangs­tür… bestimmt habe ich beim Hin­aus­ge­hen gegrinst wie ein Honig­ku­chen­pferd, das bun­te Flö­ten­pa­ket zufrie­den unter den Arm geklemmt.

So, und damit das hier nicht unend­lich wird, mache ich mal Schluss und schrei­be dem­nächst einen wei­te­ren Arti­kel über — mei­ne neue. Flöte.

12. September 2010
von Gabi.
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abhängen

Ich muss euch unbe­dingt noch von mei­nem neu­en “Möbel­stück” berich­ten, das ich seit eini­gen Wochen in mei­ner Woh­nung habe!dh1Es ist ein giga­ge­müt­li­cher Hän­ge­ses­sel von “Tuca­no”, den ich bei San­dra und Vere­na ent­deckt und mir dann (…nach eini­ger Bedenk­zeit — wie könn­te es anders sein) auch bestellt habe!
Aber bis das Teil end­lich fix und fest mon­tiert war und ich dar­in gemüt­lich ent­span­nen konn­te, war es noch ganz schön spannend!

Es fing schon mit der Lie­fe­rung an. Her­mes soll­te das Paket brin­gen, aber ich war nicht zuhau­se. Im Brief­kas­ten fand ich eine Benach­rich­ti­gungs­kar­te: “Sie kön­nen Ihr Paket im Kiosk Köl­ner Stra­ße 28 abho­len.” Hä? Paket im Kiosk? Was für’n Kiosk? Sehr strange…
Ich also drei­mal die Köl­ner Stra­ße rauf und run­ter gefah­ren, bis ich den win­zi­gen Laden mit tür­ki­schem Namen ent­deckt hat­te. Auto geparkt, nix wie rein.

Der freund­li­che Laden­be­sit­zer hän­dig­te mir dann — nach Vor­la­ge des Benach­rich­ti­gungs­scheins — mein Paket aus… wel­ches etwa genau­so lang war wie ich, glück­li­cher­wei­se aber nicht genau­so schwer… Mit eini­ger Geduld gelang es mir sogar, das sper­ri­ge Paket in mei­nem japa­ni­schen Klein­wa­gen zu ver­stau­en und die paar Meter bis nach Hau­se zu fahren.

dh5 Zuhau­se ange­kom­men wur­de natür­lich schnell aus­ge­packt: Wun­der­bar! Alles kom­plett! Und wirk­lich schö­ne Far­ben und ein tol­ler, sta­bi­ler Stoff. Sehr beein­druckt hat mich vor allem aber der Haken, mit dem der Hän­ge­ses­sel an der Decke auf­ge­hängt wer­den soll­te: Das Ding war bestimmt 18 cm lang und rich­tig schwer… Wie ich den in die Beton­de­cke bekom­men soll­te, war mir rätselhaft…

Bis zur Lösung des Rät­sels ver­gin­gen sage und schrei­be drei­ein­halb Wochen, in denen der Hän­ge­ses­sel samt Zube­hör unten in mei­nem Klei­der­schrank lie­gen muss­te. Von wegen: Schau­keln und Relaxen…
Dann kam Frenc mit sei­ner ulti­ma­ti­ven Bosch­schlag­bohr­ma­schi­ne, einem beein­dru­cken­den Werk­zeug­kas­ten und einem unver­wüst­lich opti­mis­ti­schen Lächeln im Gesicht.
“Wo soll das Ding denn hin?” frag­te er, nach­dem wir mit lau­tem Getö­se die Alu-Lei­ter aus der Abstell­kam­mer manö­vriert hatten.

Mein Blick zur Decke, hin zu einem ima­gi­nä­ren Punkt, den ich für die rich­ti­ge Stel­le zum Boh­ren hielt. Frencs Zei­ge­fin­ger wan­dert über die Rauh­fa­ser: “Hier? Oder noch ein biss­chen mehr… nach hier?”
Die Bohr­ma­schi­ne heult auf. Ich ste­he unten und ver­su­che, den her­um­wir­beln­den Staub auf­zu­sau­gen. Vor­sich­tig geht der Boh­rer wei­ter in die Decke. Dann auf ein­mal: rost­brau­ner Staub.
Frenc setzt den Boh­rer ab und grum­melt. “Das war wohl die fal­sche Stel­le…” Ich bin zwar etwas ent­täuscht, aber heim­lich doch froh, dass wir nicht doch auf etwas schlim­me­res als einen Eisen­trä­ger gesto­ßen sind (…Strom, Was­ser, Abfluss­rohr… ja, ja — die sind nor­ma­ler­wei­se nicht an sol­chen Stellen).

Der zwei­te Ver­such schleß­lich gelingt. Der Boh­rer heult, es staubt ohne Ende, ich sau­ge kon­zen­triert und Frenc summt zufrie­den. Dübel rein (…auch ein Rie­sen­teil), Haken festgedreht.
“Da kann man einen Ele­fan­ten dran auf­hän­gen”, meint der kom­pe­ten­te Hand­wer­ker lächelnd.

dh2Ich traue dem Bra­ten noch nicht. Nach­dem wir alle zur Auf­hän­gung not­wen­di­gen Tei­le mon­tiert haben (Feder und Dreh­wir­bel mit­samt der Kara­bi­ner­ha­ken) kommt der fei­er­li­che Moment: Der Stoff­ses­sel wird auf­ge­hängt! Wow!
Wer macht den Pra­xis­test? Ich schi­cke Simi (4) vor. Er hüpft in den Ses­sel und quietscht begeis­tert. Han­na (6) hüpft hin­ter­her. Klei­nes Hand­ge­men­ge im Hän­ge­ses­sel: “Heee, geh von mei­nem Bein run­ter, das tut weh!” Der Haken hält.

Dann Kin­der raus und Mama Andrea rein.“Voll gemüt­lich!” — und der Haken hält immernoch.
Schließ­lich Andrea raus und Gabi rein.
Immer­noch gemüt­lich und: Test bestan­den! (…viel­leicht hat Frenc ja doch recht mit sei­ner Elefanten-Prognose…).

Zur Fei­er des Tages dann der abso­lu­te Här­te­test: Gabi, Simi und Han­na im Hän­ge­ses­sel — und es schau­kelt wie bei Wind­stär­ke 7 auf der Nord­see. Der Haken hält.
Ich bin zufrie­den und klet­te­re — in Erwar­tung vie­ler gemüt­li­cher snooz­le-Stun­den im Hän­ge­ses­sel — wie­der zurück auf fes­ten Boden.

100 Punk­te für Frenc, den Mann mit der Bohr­ma­schi­ne. Und ein dickes “Dan­ke­schön!”

dh3Damit ihr euch auch ein Bild machen könnt, wie mein tol­ler neu­er Ses­sel aus­sieht, habe ich eini­ge Fotos gemacht. Lei­der ist es etwas schwie­rig, mich selbst im Hän­ge­ses­sel sit­zend zu foto­gra­fie­ren — dan­kens­wer­ter­wei­se hat sich Lucy als Modell zur Ver­fü­gung gestellt. Sie hat auch gleich die wich­tigs­ten Din­ge mit­ge­bracht, die man für einen gemüt­li­chen Abend im Hän­ge­ses­sel braucht: Schö­ne Musik auf den Ohren, ein span­nen­des Buch zum Lesen und dicke Socken, damit es auch schön warm und kusche­lig ist!

19. April 2010
von Gabi.
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sunny weekend

Das war ja mal ein Wochen­en­de ganz nach mei­nem Geschmack!
Mal abge­se­hen davon, dass ich schon ab Don­ners­tag frei hat­te (*hüs­tel*) stimm­te auch alles wei­te­re, vor allem das Wetter.
Und so beschlos­sen Chris, Vere­na und ich, am Sams­tag eine klei­ne Geo­Caching-Run­de einzulegen.

Gesagt — getan: Nix wie los in Rich­tung Rhein! In Langst-Kierst stell­ten wir dann das Auto ab, ganz in der Nähe soll­te es die ers­ten bei­den Cache­do­sen geben.
Vor­her noch eine klei­ne Stär­kung am Eis-Mobil, dann ab in die Büsche zum Dosen­su­chen. Dort am Rhein­ufer gab es — wie ihr euch viel­leicht den­ken könnt — unzäh­li­ge Stei­ne (klei­ne, ganz klei­ne und ganz gro­ße), von denen jeder ein poten­zi­el­les Cache-Ver­steck dar­stell­te. Doch alles Suchen war ver­ge­bens… bis Vere­na nach etwa 27 Minu­ten auf ein ver­däch­ti­ges Plas­tik­ob­jekt stieß, dass sich schnell als super­ein­falls­reich getarn­tes Cache­ver­steck ent­pupp­te! Yip­pi! Deckel auf, Dose raus und — loggen!

Der zwei­te Cache am Lang­s­ter Fähr­haus war dafür umso schnel­ler ent­deckt. Ich war noch unge­fähr einen hal­ben Kilo­me­ter weit ent­fernt und han­tier­te mit mei­ner Kame­ra her­um, da grins­te Vere­na schon wie­der breit und ich wuss­te: “Sie hat die Dose!”. So war’s dann auch.

Jetzt stand die aben­teu­er­li­che Rhein­über­que­rung an, denn alle wei­te­ren Dosen ver­bar­gen sich am Kai­sers­wert­her Ufer. Nach eini­gen Über­le­gun­gen, ob wir nun ein Floß bau­en, einen jet-Ski-Fah­rer kid­nap­pen oder doch lie­ber schwim­men soll­ten ent­schie­den wir uns dann für eine Über­fahrt mit der gera­de zufäl­lig vor­bei­schwim­men­den Fähre.
Den Fahr­preis von Ein­eu­ro­z­wan­zig konn­ten wir noch gut ver­kraf­ten — in Gegen­satz zu den See­manns­lie­dern, die Vere­na anstimm­te, sobald sie einen Fuß auf das Schiff gesetzt hatte.

“Wie viel Meter sinds noch?” — die­se Fra­ge wie­der­hol­te sich etwa im 2‑Mi­nu­ten-Takt. Chris ant­wor­te­te stets brav — das Cache-Eisen immer im Blick.
Der nächs­te Cache führ­te uns zu den alten Mau­ern der Kai­sers­wert­her Kai­ser­pfalz. Ehr­lich gesagt war ich sehr über­rascht, solch ein impo­san­tes Bau­werk (wenn auch eine Rui­ne) aus Basalt­stein hier vor­zu­fin­den… Ein biss­chen goo­geln lehrt mich, dass die Ursprün­ge die­ses Bau­werks bis ins Jahr 700 zurück­ge­hen. Bar­ba­ros­sa bau­te die Pfalz dann mäch­tig um (im 12. Jh.) und aus — um den armen Schif­fern auf dem Rhein fort­an in Kai­sers­werth ordent­lich Zoll­geld abzuknöpfen.

Jeden­falls war die Cache-Dose am alten Gemäu­er nach eini­ger Suche auch ent­deckt — zwar nicht irgend­wo zwi­schen den Stei­nen, wie man auf den ers­ten Blick ver­mu­te­te , son­dern im Ast­loch eines Bau­mes auf der nahe gele­ge­nen Allee. Das schau­te mich ziem­lich ver­däch­tig an und kur­zer­hand wur­de Vere­na, das Flie­gen­ge­wicht, ein­fach von mir zur Ast­ga­bel hoch­ge­hievt, um mal die Lage zu che­cken — mit Erfolg!

Ein län­ge­rer Fuß­marsch erwar­te­te uns, um zu unse­rer letz­ten anvi­sier­ten Dose zu gelan­gen. Auf dem Dis­play des Gar­min sah es recht nah aus — in Wirk­lich­keit gab es einen 10m tie­fen “Abgrund”, den wir erst ein­mal umwan­dern muss­ten, um in das Gelän­de zu gelan­gen. Auch dort konn­ten wir die Dose schnell fin­den — dies­mal hat­te ich den rich­ti­gen Riecher!
Mitt­ler­wei­le war es schon nach 14 Uhr und wir alle drei hat­ten mäch­ti­gen Pom­mes-Hun­ger. Lei­der war Kai­sers­werth zur Mit­tags­zeit abso­lut über­völ­kert von Schi­cki­mi­cki­tus­sis und Tou­ris­ten im Seniorenalter.

So zockel­ten wir eher ziel­los über den Markt, wie­der in Rich­tung Rhein — als und das “Böt­chen” fast an der Ufer­pro­me­na­de in den Blick kam: Ein klei­nes Fens­ter­chen im alten Gemäu­er, aus dem eine freund­li­che Dame schau­te und ein sehr ver­füh­re­ri­scher Sup­pen­duft in unse­re Nasen strömte.
Erb­sen­sup­pe, Kar­tof­fel­sup­pe, Gulasch­sup­pe, Bock­wurst — und vor allem: Möh­ren durch­ein­an­der! Für jeden von uns was dabei! Also nix wie ran — und einen lecke­ren Frei­luft-Mit­tags­snack verspeist.

Gegen 15 Uhr waren wir dann wie­der auf der Fäh­re, die uns zurück auf die “rich­ti­ge” Rhein­sei­te brach­te. Dies­mal war Vere­na erstaun­lich still — weil müde — und so muss­ten wir die Über­fahrt ohne musi­ka­li­sche Unter­ma­lung über­ste­hen… Die Rück­fahrt wur­de auch recht still… mal abge­se­hen von Christoph’s Auto­ra­dio, aus dem uns mun­ter die Stim­me von Frau Töp­per­wi­en ent­ge­gen­schall­te, die schon nach eini­gen Minu­ten das ers­te Schal­ker Tor beju­bel­te… gegen Borussia.

“Naja”, dach­te ich mir, “man kann an einem sol­chen Tag nicht alles haben… schö­nes Wet­ter, net­te Gesell­schaft, vie­le gefun­de­nen Cache­do­sen und lecke­re Sup­pe… und dann auch noch einen Sieg der Borus­sia…” Egal — schön war’s, so oder so!

EDIT: Lei­der sind die Fotos nur in Thumb­nail-Grö­ße vor­han­den. Sorry!

15. November 2009
von Gabi.
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Enke

Auf ein­mal sind sie alle da: fast 40 000 trau­ern­de Fans in der Are­na von 96 und vie­le Tau­send vor den Flim­mer­kis­ten der Repu­blik, die Kol­le­gen aus der Natio­nal­mann­schaft, die hohen Her­ren des deut­schen Fuß­balls, die Fern­seh­fuz­zis und die Schrei­ber­lin­ge, nicht zu ver­ges­sen die vie­len Foto­gra­fen mit dem Fin­ger am Aus­lö­ser, Fuß­ball­be­geis­ter­te und Sensationshungrige.
Alle wol­len sehen, was pas­siert; mit­be­kom­men was es zu sehen gibt, den Schau­er sel­ber spü­ren, der wohl jedem ange­sichts die­ser Geschich­te über den Rücken läuft.
Ich bin wütend. Wütend und wütend.
War­um glotzt ihr jetzt? War­um zückt ihr jetzt eure Kame­ras und Notiz­blö­cke? War­um macht ihr jetzt betrof­fe­ne Gesich­ter und hüllt euch in Trau­er­flor? War­um sprecht ihr jetzt sal­bungs­vol­le Wor­te? War­um steht eure ver­damm­te Fuss­bal­welt jetzt erst still — wenn auch nur für einen Augenblick?
War­um habt ihr nicht schon vor­her hingeschaut?
Da war einer, der super-Spit­zen­sport­ler, der 1a-Tor­mann, der Spie­ler in der Natio­nal­mann­schaft, das Vor­bild vie­ler jun­ger Hob­by­ki­cker — der nach außen hin ein­wand­frei funk­tio­niert hat.
Und innen in ihm drin nichts als Dun­kel­heit? So dun­kel, dass es kei­nen Aus­weg als den in den Frei­tod gege­ben hat?
Kei­ner hat was bemerkt? Kei­ner woll­te was mer­ken? Ich glaub das ein­fach nicht…

Was wohl pas­siert wäre, wenn er den Mut gehabt hät­te, offen über sei­ne Krank­heit zu spre­chen? Das “Kind beim Namen zu nen­nen”? Es zu wagen, das Tabu zu bre­chen und zu sagen: “Ja, Leu­te — ich habe Depressionen.”?
Ich bin mir sehr sicher, dass die glei­che Gar­de von Jour­na­lis­ten, Fern­seh- und Zei­tungs­fuz­zis, die Fan­clubs und Nord­kur­ven­be­su­cher und sicher auch der ein oder ande­re toug­he Spie­ler der Natio­nal­elf dann mil­de aber ver­ständ­nis­los geläch­let hät­te. Dann die Blei­sti­fe gespitzt, um bis­si­ge Kom­men­ta­re auf die Titel­sei­ten der Zei­tun­gen zu brin­gen. Die Kame­ras kli­cken lie­ße, um das bes­te und intims­te Foto des Por­ta­go­nis­ten Gewinn brin­gend an die Regen­bo­gen­pres­se zu verscherbeln.
Ich bin mir sicher, dass vie­le, vie­le sich den Mund zer­ris­sen hät­ten über den Schwäch­ling mit den Depris, bin mir sicher, dass sich nur weni­ge die Mühe gemacht hät­ten zu ver­ste­hen, was wirk­lich abgeht. Und ich bin mir sicher, dass der glä­zen­de und makel­lo­se Spit­zen­fuß­bal­ler fort­an für den Rest sei­ner Kar­rie­re gebrand­markt gewe­sen wäre — mit dem Stem­pel “depres­siv” (…was ja all­ge­mein gleich­zu­set­zen ist mit: ziem­lich durch­ge­knallt und nicht zu gebrauchen).

Also hat er es anders gemacht. Sei­ne Krank­heit, sein Leid geheim gehal­ten vor der Öffent­lich­keit und wahr­schein­lich auch vor vie­len ande­ren Men­schen, die ihm näher stan­den als der gemei­ne 96er-Fan oder Samstagabendbundesligaglotzer.
Wel­che Mas­ke­ra­de muss da gespielt wor­den sein, welch per­fek­tes Ver­steck­piel, was für eine groß­ar­ti­ge Tar­nung — gute Mie­ne zum bösen Spiel?
Nein, das Spiel heißt nicht Fuß­ball. Dies­mal nicht.

Es heißt Depres­si­on. Und dar­um spricht man nicht dar­über. Dar­um lässt man sich nichts anmer­ken. Dar­um bringt man den letz­ten Rest Ener­gie auf, um eine per­fek­te Tar­nung auf­recht zu erhal­ten, um wei­ter zu funk­tio­nie­ren, wie es ger­ne gese­hen wird.
Damit nie­mand etwas merkt. Damit man nicht abge­stem­pelt wird zum Ver­sa­ger, zum Weich­ei, zum Spin­ner, zum Psycho.
Du kannst alles haben heut­zu­ta­ge — aber bit­te kei­ne Depres­sio­nen. Das geht gar nicht.
Wir erwar­ten ein lachen­des Gesicht. Wir wol­len kei­ne schlech­te Stim­mung. Wir wol­len die har­ten Ker­le, die toug­hen Sports­män­ner, die “All­zeit-Berei­ten”, die Gewinner.
Ver­dammt noch­mal — was ist das für eine Welt, in der man offen­sicht­lich nur mit Mas­ke exis­tie­ren darf?
Mich scho­ckiert das — bei einem Sport­ler wie Robert Enke umso mehr, als dass er im Ram­pen­licht stand und offen­sicht­lich nie­mand bemerkt hat, wie es wirk­lich in ihm aus­ge­se­hen hat.
Per­fekt getarnt. Rol­le gut gespielt. Rea­lis­ti­sche Mas­ke­ra­de. Immer wei­ter weg von sich selbst und sei­ner Krankheit.

Und nach­her so weit weg, dass es kei­nen Weg mehr zurück gab? Nur den, der auf die Bahn­glei­se führte?